Törnbericht: In Kroatien mit einigen „Pannen“

Ein abwechslungsreicher Segelurlaub im Sommer 2014 in Kroatien mit einigen „Pannen“.

Dieses Jahr war es wieder soweit. Wir sind für drei Wochen nach Kroatien aufgebrochen und hatten unser Segelboot dabei. Es war nicht unsere Deltania 20.5 s wie in 2012. Wir haben das Schiff gegen eine Deltania 21E getauscht. Es hat sich gezeigt, dass die sportliche 20.5er für unsere Zwecke leider eine etwas zu kleine Kajüte hatte. Es ist schon erstaunlich, wie ein paar Zentimeter Rumpflänge und eine zugegeben deutlich bauchigere Rumpfform für Raum sorgen. Ich war anfangs bzgl. der Segeleigenschaften etwas skeptisch, aber dazu später mehr.

In der letzten Woche im Juni wurde Sesami II aus dem Wasser geholt und transportfertig gemacht. Die erste lange Reise (1.400 km) mit dem neuen Boot. Vieles beim Verzurren und verpacken musste erst einmal ausprobiert werden bis es sicher erschien. Am Freitag um 6:00 Uhr ging es los. Erstes Etapenziel war Maribor in Slowenien. Dort haben wir übernachtet um dann ausgeruht bis Zadar zum kranen zu fahren. Der erste Tag auf der Autobahn verlief recht unauffällig. Unruhig machte mich nur, dass der Trailer kurz nach dem Start ab einer Geschwindigkeit von etwas über 100 km/h deutlich ins Schlingern geriet. Also für den „Rest“ der Reise schön vorsichtig Gas geben.

Am nächsten Tag, so 200 km vor Zadar fiel mir bei einer Sichtkontrolle an einer Raststätte auf, dass der linke Reifen über die gesamte Lauffläche gerissen war. 4 Jahre alte Reifen. Da in der Nähe keine größer Stadt mit einem Reifenservice zu finden war, sind wir langsam mit vielen Kontrollstops bis Zadar weitergefahren. Ein Reserverad haben wir, obwohl es vorhanden ist, nicht mitgenommen (Ich glaube alle Kommentare dazu schon gehört zu haben und sie stimmen!).

Angekommen haben wir die Öffnungszeiten des Hafenmeisters verpasst und nachdem er ab 15:00 Uhr wieder verfügbar und der Verwaltungskram erledigt war, war der Kranmeister in der Marina Borik ins Wochenende gegangen. Nach einigem Hin und Her, Nachfragen bei anderen Marinas in der Nähe (Alle schließen den Kran ab 15:00 Uhr fürs Wochenende) konnte der Kranmeister von Borik  für einen bescheidenen Aufpreis von 50% überredet werden unser Boot doch noch zu kranen. Erfreulich war, dass die Krangebühr (ohne Samstagszuschlag) für das Boot nur 50€ betragen hat. Ich habe beim Bootsschein die Rumpflänge mit 6m eintragen lassen. Die „Länge über Alles“ wäre 6,45m gewesen und hätte 90€ gekostet.

Nachdem das Boot im Wasser, der Außenborder montiert und das Gespann in der Nähe in einem Wohngebiet kostenfrei abgestellt wurde, ging es ca. 7 km unter Motor zur Insel Osljak unserem Urlaubsziel seit 2006.

Die erste Woche verwöhnte uns mit gutem Wetter, einigen sehr schönen Segelausflügen (wir haben nicht auf dem Boot übernachtet sondern auf der Insel in einer direkt am Wasser liegen Wohnung mit eigenem Steg) und der Selbstüberschätzung des Skippers bei einem Anlegemanöver mit beinahe Felsenkontakt. In der zweiten Woche war fast alles dabei. Was wir nicht hatten war Schnee und Hagel. Wasser waagerecht, Sturmböen, 20m Sicht am Tag, stundenlange Gewitter mit Blitz und Donner waren in ausreichender Menge vorhanden. Zum Glück konnten wir das Schiff vom recht ungeschützten Steg in den Inselhafen verholen.

Einen Vorteil hatte das schlechte Wetter. Die recht aufwendige Reifensuche über 3 Tage konnte uns keine Segelzeit nehmen. Aufwendig deshalb, weil der für unseren Trailer notwendige Lastindex der Reifen von 104/102 (900 kg) in Kroatien nicht zu beschaffen war. Am Ende wurden welche mit 102 (850 kg) montiert. Ja, ein Reserverad hätte geholfen. Mal sehen was der TÜV sagt. Von der Last reicht es auf jeden Fall. Um die Reifenerfahrung abzurunden, hatten wir während einem Ausflug nach Split bei unserem Zugfahrzeug noch einen Reifenschaden am Vorderreifen.

Auch hier war aufgrund der Reifengröße (225/40 18Zoll) die Beschaffung ähnlich aufwendig wie beim Trailer. Das sollte für die nächsten 30 Jahre reichen. Die dritte Woche war wieder mit schönem Wetter ausgestattet und es wurde ausgiebig gesegelt. Auch ja, wie war das mit dem Segeln und meiner Skepsis auf einen echten Verdränger mit einer Tonne Gewicht umgestiegen zu sein. Es war wirklich überraschend gut.

Man fühlt sich in jeder Situation sicher. Auch bei 4 Windstärken mit einer deutlichen Welle am Nachmittag lief das Boot mit dem zweiten Reff und einer zu 50% eingerollten Genua mit Rumpfgeschwindigkeit und erstaunlich trocken. Die Bauqualität ist überzeugend, was aber auch zu erwarten war. Das Modell wird unter anderem Namen schon seit 7 oder 8 Jahren gebaut. Hilfreich war, dass ich vor dem Urlaub noch ein Einleinenreff verbaut habe. Rollanlage und Lazyjacks waren schon bei Lieferung vorhanden. Wie ist nun der Vergleich zur 20.5er. Es ist alles etwas langsamer und gemütlicher, aber auf seine Art sehr überzeugend. Wichtig ist, alle Mitsegler und Mitseglerinnen haben sich in jeder Situation sicher gefühlt.

Ein schönes Schiff und eine gute Entscheidung zu wechseln. Die Rückfahrt war völlig unspektakulär und natürlich wieder mit einer Übernachtung in Slowenien. Zum Thema Schlingern hat sich noch etwas ergeben. Mit den neuen Reifen auf dem Trailer waren knapp 120 km ohne negative Reaktion des Trailers möglich.

Unterm Strich ein prima Urlaub mit einigen nicht unbedingt notwendigen Sondereffekten. Was wird für den nächsten Urlaub geändert? Das Reserverad wird aus der Garage an den Trailer montiert. Einige Fotos und ein Video sollen einen kleinen Eindruck wiedergeben. Sie spiegeln aber nicht wieder wie schön es auf der Insel und in diesem Revier tatsächlich ist. Wir freuen uns schon auf den nächsten Urlaub dort.

Michael Jansen